Die Mission von Learning from the Grassroots ist es, gemeinsames politisches Handeln in filmischen Erzählungen zu dokumentieren. Dabei müssen neue Erzählformen gefunden werden, die die Akteure stärker als bisher in den Entstehungsprozess der Erzählung einbeziehen. Dies wird insofern zur Herausforderung, als es um kollektive Prozesse geht, die aber so dargestellt werden müssen, dass die ZuschauerInnen nicht durch die Vielfalt der Akteure und deren Perspektiven überwältigt werden. In der Regel wird der rote Faden der Erzählung durch ein Individuum (oder mehrere) gebildet, dessen einzigartige Perspektive – dessen Welt – den Hintergrund der Erzählung bildet.
Wenn es um die gemeinsame Sache geht und darum, wie diese zur politischen Erzählung wird, ist es entscheidend, dass diese Erzählung von allen beteiligten Akteuren getragen werden kann. Auch wenn die kreativen Entscheidungen über die narrative Struktur des Films letztlich vom Filmteam getroffen werden müssen, können die Akteure in verschiedenen Phasen des Filmprozesses einbezogen werden:
1) In der Konzeptionsphase könnte z.B. ein kollektives Brainstorming stattfinden, in dem die Akteure ihre Vorstellungen darüber diskutieren, welche Aspekte des gemeinsamen Themas für die Erzählung unverzichtbar sind.
2) Teil dieser Stoffentwicklungsphase wird auch eine Art ‚Landkarte‘ sein – eine visuelle Darstellung der Verbindungen zwischen den Akteuren, ihren Organisationen/Vereinen/Firmen und den Verbindungen zwischen den verschiedenen Themenbereichen.
3) Nach der Entwicklung der Erzählung in der Stoffentwicklungsphase könnte diese zur Diskussion gestellt werden.
4) In der Produktions- und Postproduktionsphase (die sich häufig überschneiden) könnten die verschiedenen Schnittfassungen allen Beteiligten zugänglich gemacht werden, sodass sie Einspruch erheben können, wenn die Darstellung ihre Perspektive nicht ausreichend berücksichtigt oder sie sich nicht verstanden fühlen.
Für all diese Schritte der Beteiligung wird es ein passwortgeschütztes Diskussionsforum – lftgr.net/buendnisse – geben, das nur den beteiligten Akteuren zugänglich ist.
Die Frage:
Welche Art der Koordination des Entstehungsprozesses der filmischen Erzählung führt dazu, dass sich die Akteure durch die politische Erzählung bestmöglich einbezogen und repräsentiert fühlen?
… bildet das Herz dessen, worum es bei Learning from the Grassroots geht.
„Durch Erzählung […] verwirklicht sich das eigentlich politische Denken. Durch das nacherzählte Handeln, das Erzählung ausmacht, bezieht sich der Mensch auf das Leben oder gehört zum Leben, insofern menschliches Leben unweigerlich politisches Leben ist. Die Erzählung ist die erste Dimension, in der ein Mensch lebt, durch Bíos und nicht durch Zoé, ein politisches Leben und/oder ein anderen Menschen überliefertes Leben.“ 2
2 Julia Kristeva, Die Banalität des Bösen, in: Politik und Verantwortung. Zur Aktualität von Hannah Arendt, S. 131.